Unsere Art miteinander umzugehen ist oft verletzend - für andere und uns selbst -, auch wenn wir uns dessen oft gar nicht bewusst sind. Unsere Sprache schafft oft mehr Distanz als Nähe. So entstehen Konflikte in Beziehungen, Familie, Beruf und überall in sozialen und politischen Bereichen, wo mehrere Menschen zusammenkommen, die verschiedene Bedürfnisse und Wünsche haben. Konflikte sind ein Teil unseres Lebens und wichtig für unsere Entwicklung. Entscheidend sind unsere innere Haltung und unsere Art sie zu betrachten und mit ihnen umzugehen.
Die Gewaltfreie Kommunikation (abgekürzt GfK) wurde von Marshall Rosenberg, einem amerikanischen Psychologen, entwickelt und wird derzeit in über 30 Ländern von einem weltweiten Netzwerk von Trainern weitergegeben. Sie ist eine praxiserprobte Methode, unser tägliches Miteinander für alle Seiten zufrieden stellender zu gestalten.
Gewaltfreie Kommunikation bedeutet:- Situationen beobachten ohne zu urteilen, zu vergleichen, zu verallgemeinern oder zu analysieren.
- Eigene Gefühle erkennen und eventuell ausdrücken.
- Mit Hilfe der Gefühle oder auch von Gedanken erkennen, welche der Bedürfnisse erfüllt oder unerfüllt sind.
- Über Bitten an sich oder an andere Verantwortung für die Erfüllung dieser Bedürfnisse übernehmen.
Gewaltfreie Kommunikation geht davon aus, dass alle Menschen dieselben Bedürfnisse haben und dass es die für einen Menschen befriedigenste Handlungsmotivation ist, sein Leben und das anderer zu bereichern. Indem die GfK unseren Blick auf Gefühle und Bedürfnisse lenkt, erleichtert sie mitfühlendes Verstehen und Handeln uns selbst und anderen gegenüber. Zudem erweitert die Trennung von Bedürfnis und Strategie unseren Handlungsspielraum enorm, da wir auf diese Weise viele alternative Strategien zur Verfügung haben, um ein einzelnes Bedürfnis zu befriedigen (z. B. die Strategien "Urlaub am Meer verbringen", "früh ins Bett gehen" oder "sich eine Massage geben lassen" für das Bedürfnis nach Erholung).
Die Grundhaltung der Gewaltfreien Kommunikation ist die Bereitschaft, wirklich mit mir selbst und ggf. mit meinem Konfliktpartner in Beziehung zu kommen. Nicht das Motivieren anderer Menschen (oder von sich selbst) zu einer bestimmten Handlung ist das Ziel der GfK, sondern eine lebendige, vertrauensvolle und erfüllende Beziehung zum Leben.
Wir wenden GfK an- bei Konflikten in uns selbst,
- bei Streit mit anderen,
- bei Entscheidungsproblemen,
- um den eigenen oder den fremden Ärger besser zu verstehen,
- um unerfüllte Bedürfnisse hinter Schuldvorwürfen (von außen oder innen) zu hören,
- um eigene Grenzen klar und konstruktiv mitzuteilen,
- um Glaubenssätze erkennen und gegebenenfalls loslassen zu können,
- …
Mehr über die Gewaltfreie Kommunikation und ihre Hintergründe erfahren sie auf den Seiten des "Center für Nonviolent Communication" (zur Zeit noch vor allem in englischer Sprache) sowie bei Wikipedia.
ausgewählte Literatur:- Das systematische Einführungsbuch und Grundlagenwerk:
Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation, Junfermann Verlag - Ein anderes Grundlagenbuch (weniger amerikanisch und auch weniger systematisch):
Thomas D’Ansembourg: Endlich ICH sein, Herder - Ein Interviewbuch, das den spirituellen und gesellschaftlichen Aspekt der GfK betont:
Marshall B. Rosenberg: Konflikte lösen durch Gewaltfreie Kommunikation - Ein Gespräch mit Gabriele Seils, Herder spektrum
Weitere Literatur, CDs, DVDs bei Conex - books and more; Spiele, e-cards und Videoclips bei Richard Schuuts und Kerstin Neumanns Seite.
Eine Diplomarbeit von Tobias Altmann über die GfK (eine Querschnittsevaluation und eine Längsschnittevaluation meines Vertiefungskurses 2010) finden Sie hier (2,3 MB).